SQUADRAT Architekten
SQUADRAT

#009 Helbingtwiete Hamburg

Nachlass aus früheren Zeiten

Nachlass aus früheren Zeiten

Ein Maschinenbaubetrieb, ein Fernsehstudio, eine Tuning-Werkstatt und ein Dialysezentrum. Die Vorgeschichte des Bürogebäudes mit Werkhalle an der Helbingtwiete 5 in Hamburg ist vielgestaltig. Die langen Korridore und unzähligen anonymen Zellenbüros sowie eine strenge funktionale und räumliche Trennung von Halle und Verwaltungsgebäude entsprechen dem Zeitgeist des Baujahres 1972. Den Anforderungen an eine offene, kommunikative Arbeitsumgebung konnte die bestehende Typologie jedoch nicht gerecht werden. Zu kleinteilig die Räume, zu wenig repräsentativ die Eingangssituation, zu fragmentiert die Bezüge, zu starr die nur vordergründig effiziente Organisation.

Zusammen mit den Mitarbeitern und der Bauherrschaft wurden zunächst prinzipielle Funktionsweisen des Zusammenarbeitens untersucht, weiterentwickelt und schliesslich in einen räumlichen Entwurf überführt.

Explosionszeichnung des Eingriffes in Verwaltungsgebäude und Produktionshalle

Explosionszeichnung des Eingriffes in Verwaltungsgebäude und Produktionshalle

Das neue Rückgrat des Gebäudes ist eine öffentliche Raumfigur, die sich vom Erdgeschoss bis in die höheren Ebenen und in die Halle streckt. Diese neue Konfiguration bricht die Geschosse auf und gibt den fragmentierten Abteilungen und Zonen im Haus eine neue Mitte, bindet seine einzelnen Bestandteile zusammen. Zum Dreh- und Angelpunkt wird eine neue, geschwungene Treppenfigur im Zentrum des Verwaltungstrakts.

Startpunkt der dynamischen Bewegung ist der Empfangstresen, der als massiver Stahlriegel in den Öffentlichkeitsgestus der Treppe integriert ist. Von dort windet sich die Treppe als repräsentatives Erschliessungsband in die Höhe, bietet Einblicke in die Ebenen und Durchblicke zwischen den Etagen. An der Treppe angeordnet sind großzügige Aufenthaltsbereiche und Besprechungsmöglichkeiten, die den neu gewonnenen öffentlichen Charakter unterstreichen.

Deckendurchbrüche für neue Raumbeziehungen (AT, 2016)

Deckendurchbrüche für neue Raumbeziehungen (AT, 2016)

Interne Treppenfigur (FW, 2016)

Interne Treppenfigur (FW, 2016)

Das zweite prägnante Element der Raumfigur ist ein eingeschnittener Innenhof - das Gartenzimmer. Als intensiv begrünter Innenhof mit Terrassenfläche ist er an die Treppe anlagert und stellt eine Verbindung zwischen Verwaltungsgebäude und Werkhalle her. Von beiden Seiten zugänglich und weder dem einen noch dem anderen eindeutig zugehörig kommt ihm eine Mittlerrolle zu: die Blue Collars und die White Collars begegnen sich im Gartenzimmer. Die Operation eines Dacheinschnittes ermöglicht es, die Halle und bislang dunkle Bereiche im ersten Obergeschoss des Verwaltungsgebäudes mit Tageslicht zu versorgen. Gleichzeitig entstehen Sichtbezüge und Durchblicksmomente zwischen Halle und Verwaltungsgebäude – ein gestalterisches Mittel, das auch innerhalb der Büros Anwendung findet: neue, etagen-lange Blickachsen sorgen für ein grosszügiges Raumgefühl.

Inspiration für das Gartenzimmer und Dacheinschnitt

Inspiration für das Gartenzimmer und Dacheinschnitt

Pionierbepflanzung im neuen Gartenzimmer (FW, 2016)

Pionierbepflanzung im neuen Gartenzimmer (FW, 2016)

Halleneinbaute mit Sichtbezug zum Gartenzimmer (FW, 2016)

Halleneinbaute mit Sichtbezug zum Gartenzimmer (FW, 2016)

#009
  • Bauherrschaft

    M+F Technologies GmbH

  • Planende

    SQUADRAT Architekten GmbH Zürich
    Ingenieurbüro C. Köhler Bremerhaven
    GHConsult GmbH Bremen

  • HOAI Leistungsphasen

    LP1 - LP8

  • Zeitraum

    2015 - 2016